Andrang beim Zimmertheater, Nahoststück mit Humor

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Corona hat auch im Kulturleben teils verheerende Spuren hinterlassen. Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie steht das Rottweiler Zimmertheater bemerkenswert gut da. In der nächsten Produktion wagt man einen Blick in den brenzligen Nahen Osten: kein leichter Stoff, der aber mit Humor beleuchtet wird. Am Freitag ist Premiere.

Der Zuspruch der Zuschauer, die Zahl der Aufführungen: Man hat sich schon länger wieder zum Stand von 2020, zur Vor-Corona-Zeit, hochgearbeitet, berichten Bettina Schültke und Peter Staatsmann, das Leitungs-Duo des Theaters im Gespräch mit der NRWZ.

Das können beileibe nicht alle Player im Kulturbetrieb von sich sagen. Vielerorts konnten die Einbrüche durch die Lockdowns und ein durch die lange Pandemiezeit merklich verändertes Publikumsverhalten nicht wieder wettgemacht werden.

Insgesamt steht das Zimmertheater fünf Jahre nach Beginn der Pandemie also sehr respektabel da. Ein Aspekt macht der traditionsreichen Institution freilich zu schaffen: Die Möglichkeiten, zusätzlich zur schmalen Grundfinanzierung Fördermittel für Projekte zu mobilisieren, verändern sich. „Bis zu 350.000 Euro konnten wir pro Spielzeit einwerben“, erläutert Bettina Schültke, die diese Erfolge in hohem Maß organisiert hat. Mittlerweile jedoch geht es bei Förderchancen weniger um Themen, die man bearbeitet oder Formate, die man ausprobiert. Inzwischen orientieren sich Ausschreibungen eher an Leitbegriffen wie „green culture“ oder „CO2-Neutralität“. Kriterien, die mit dem Theater als Kunstform reichlich wenig zu tun haben.

Gleichwohl bleiben Schültke und Staatsmann kämpferisch, wenn es darum geht, das Theater attraktiv zu halten. Erfolge wie die phänomenale Auslastung beim Weihnachtsstück und der jüngsten Produktion „Alte Sorten“ nach dem gleichnamigen Roman von Ewald Arenz, geben Rückenwind. „Wir sind regelrecht überrannt worden“, schildert Peter Staatsmann. Und sieht sich bestätigt im Kurs künstlerisches Theater anzubieten, kein ranschmeißerisches „Remmidemmi“, wie er sagt.

Haben das Zimmertheater nach den turbulente Corona-Jahren wieder auf Erfolgskurs gebracht: Bettina Schültke und Peter Staatsmann. Foto: al

Auch mit dem nächsten Stück wagt man wieder etwas:  Eine Recherche in Sachen Nahostkonflikt – ausgehend von einem Roman der israelischen Schriftstellerin Lizzi Doron. Das unendlich verzwickte und verfahrene Problemknäuel, das hier verhandelt wird, wird anhand von zwei Menschen ausgeleuchtet: Zum einen die israelische Literatin Lizzie, zum andern der palästinensische Menschenrechtsaktivist und Fotograf Nadim Abu Hanis. Beide treffen sich auf einer Friedenskonferenz in Rom und begeistern sich für ein gemeinsames Projekt: Sie wollen das Leben des jeweils anderen kennenlernen und es in einem Buch und einem Film darstellen. Was sie dabei nach und nach entfalten, ist nichts anderes als absurd und kafkaesk – was der Titel „Who the Fuck ist Kafka“ pointiert spiegelt.

Was das fordernde Thema zu einem pfiffigen Theaterabend macht: die Verknüpfung von Tragik und Komik, gut getaktete Dialoge über das Verstehen und Verstandenwerden, über den Irrsinn des Alltags, Substanz und doch auch jede Menge Witz. Es spielen Natalja Althauser, Peter Haug-Lamersdorf, Valentina Sadiku und Mario Schnell, Dorin Grama grundiert das Ganze mit gewohnt einfallsreicher Livemusik.

Info: Premiere ist am Freitag, 21. März, 20 Uhr. Weitere Aufführungen am 22. und 28. März, sowie am 4., 5., 11., 12., 16., 17. Mai, sowie am 13. und 14. Juni.




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